1996

Shisha Pangma | 8027 m

Wo ist oben? So überschreibt Hans Kammerlander ein Kapitel in seinem Buch „Augenblicke oben – Erlebnisse an den 14 Achttausendern“. Eine berechtigte Frage, wenn man den Verlauf seiner Expedition zur Shisha Pangma verfolgt, dem kleinsten der Achttausender und dem einzigen, der vollständig auf tibetischem Gebiet liegt. Für den Südtiroler war dieser Berg damals eigentlich eher ein Trainingsgelände. Natürlich war die Besteigung immer noch ein ernst zu nehmendes Abenteuer. Doch die Shisha Pangma sollte eigentlich nur ein Vorbereitungsberg für Kammerlander sein, eine Möglichkeit, sich vor der geplanten Everest-Expedition zu akklimatisieren.

Die Nacht vor dem Gipfelgang war jene Nacht, in der sich in einem gewaltigen Höhensturm am benachbarten Mount Everest die Katastrophe von 1996 ereignete, in deren Verlauf acht Bergsteiger in einen verheerenden Höhensturm ums Leben kamen. Auch an der Shisha Pangma stürmte es mächtig. In grimmiger Kälte wagte Hans Kammerlander allein schließlich doch noch den Versuch und gelangte bis hinauf. Jedenfalls glaubte er, ganz oben zu sein. Doch die Stelle, an der er sich ganz oben wähnte, war nur der Mittelgipfel, 19 Meter niedriger als der Hauptgipfel. Aber nach den strengen Richtlinien, gilt der höchste Punkt Shisha Pangma in den Statistiken damit als nicht bestiegen.

Dabei war Hans Kammerlander das Missgeschick in dem Moment nicht einmal aufgefallen und es wäre wohl ein leichtes für ihn gewesen, die restliche Wegstrecke auch noch zurück zu legen. Für den Abstieg nahm er die Ski.

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